Teure Symptombekämpfung an der Volksschule – Lohnerhöhungen statt echter Entlastung

Mit Enttäuschung nimmt die FDP von den Vorschlägen der Bildungsdirektion zu den Anpassungen des Berufsauftrags für Lehrpersonen Kenntnis. Die Bildungsdirektion hat die Chance verpasst, die Ursachen für die zunehmende Belastung der Lehrpersonen und den damit einhergehenden Lehrpersonenmangel anzugehen. Dafür wird die Volksschule noch einmal 150 Mio. Franken pro Jahr teurer, ohne dass die Bildungsqualität gesteigert wird. Einmal mehr wird hier Bildungspersonalpolitik statt Bildungspolitik betrieben. Ein unbefriedigendes Arbeitsumfeld lässt sich aber nicht einfach mit mehr Geld aufwiegen. In der Vernehmlassung wird sich die FDP entsprechend kritisch äussern.

Die versprochene administrative Entlastung der Lehrpersonen entspricht einer Forderung der FDP (siehe Postulat KR-Nr. 228/2022) und wird begrüsst. Allerdings bleibt unklar, wie eine nachhaltige Entlastung sichergestellt werden soll. In der Vergangenheit haben zusätzliche Stellen auf Schulleitungsebene, wie sie jetzt erneut in erheblichem Ausmass geschaffen werden sollen, eher zu einer stärkeren Belastung der Lehrpersonen geführt. Die FDP erwartet, dass die Schulleitungen verpflichtet werden, Sitzungsgefässe und Projekte zu reduzieren.

Auch die Erhöhung der Arbeitszeitpauschale für Klassenlehrpersonen sowie die Erhöhung des Lektionenfaktors entspricht einer Forderung der FDP (s. Postulat 229/2022) – allerdings ausschliesslich für Lehrpersonen mit hohen Pensen. Die nun flächendeckend geplanten Erhöhungen führen dagegen dazu, dass das bestehende Personal bei gleichbleibend tiefen Pensen weniger unterrichten muss, was die Pensen weiter zerstückelt. Das verschärft den Lehrpersonenmangel zusätzlich, müssen doch für die übrigen Stunden neue – nicht vorhandene – Lehrpersonen gesucht werden. In der Praxis werden wohl eher bei gleichbleibender Unterrichtsleistung die Anstellungsgrade angehoben, was dann aber schlicht einer Erhöhung der im interkantonalen Vergleich ohnehin schon hohen Löhne entspricht, um über 3.5 Prozent. Dies, obwohl allgemein anerkannt wird, dass die Löhne nicht Ursache des Lehrpersonalmangels sind und mit einer Lohnerhöhung gar das Risiko besteht, dass die Lehrpersonen ihre Pensen weiter senken.

Die Erhöhung des minimalen Beschäftigungsgrads um magere 5 Prozentpunkte ist dagegen fast mikrochirurgisch. Die von der FDP geforderten Anreize für höhere Beschäftigungsgrade fehlen weiterhin. Gänzlich unverständlich ist die Erhöhung der Schulleitungslöhne. Hier wird proaktiv eine Forderung erfüllt, die niemals aufgestellt wurde.

Die Gemeinden werden die Mehrkosten dieser Massnahmen in ihren Budgets deutlich zu spüren bekommen. Einmal mehr werden Probleme in der Volksschule mit viel Geld zugedeckt – 150 Mio. Franken pro Jahr –, anstatt endlich die Ursachen anzugehen und Denkverbote zu überwinden. Zu diesen Ursachen gehören neben der steigenden administrativen Belastung der Lehrpersonen auch die undifferenziert umgesetzte Schulische Integration mit ihren teils enorm anspruchsvollen Klassen. Die FDP erwartet von der Bildungsdirektion, dass sie auch auf jene Forderungen in den Postulaten KR-Nr. 228/2022 und 229/2022 eingeht, die an den Ursachen anknüpfen.

Kontakt

  • Marc Bourgeois, Kantonsrat, 079 219 95 38
  • Beatrix Frey-Eigenmann, Fraktionspräsidentin, 079 789 86 58
  • Hans-Jakob Boesch, Parteipräsident, 078 819 64 65